Interaktive Karte
Größere Kartenansicht
Reiseführer und Karten
Für die köperliche, organisatorische, mentale
und spirituelle Vorbereitung gibt es eine grosse Menge Literatur und
Informationen im Internet. Für die Reise selbst gibt es ebenfalls gutes
Material. Ich empfehle nur das nötigste mitzunehmen und aus Gewichtsgründen nicht
mehr benötigte Karten und Führer zurückzusenden oder zu hinterlassen.
Reiseführer
Für unterwegs kann ich die Reiseführer zweier Verlage empfehlen. Beide bieten
diverse Führer an, die genau, detailliert, handlich und relativ leicht sind.
Die Führer aus dem Bergverlag haben gute Kartenausschnitte zu den Etappen, bei
den Führern des Stein Verlags sind das Skizzen. Der Stein Verlag bietet jedoch
eine sehr grosse Auswahl zu verschiedenen Jakobswegen in ganz Europa.
- Bergverlag Rother. Bei diesem
Verlag sind gute Reiseführer zu verschiedenen Strecken des Jakobwegs
erhältlich. Gute Kartenausschnitte
- Conrad Stein Verlag. Auch dieser
Verlag bietet eine ganze Reihe gute Reiseführer an. Grosse
Auswahl verschiedener Jakobsweg-Varianten.
Andere gesehene Reiseführer konnten mich nicht
überzeugen.
Für Frankreich gibt es einen guten Reiseführer namens Miam-miam-dodo,
der aber nur in französischer Sprache erhältlich ist.
---
Nachtrag 3.07: Ungeprüfter Hinweis, von Jean-Pierre
Empfehlenswerter Begleiter, um rechtzeitig eine Unterkunft zu finden (und viel
umfassender als das Outdoor-Handbuch aus dem Conrad-Stein-Verlag): Chemin de
St-Jacques de Genève au Puy-en-Velay / Jakobsweg Genf - Le Puy-en-Velay.
Renseignements pratiques / Praktische Auskünfte. Zweisprachig
deutsch/französisch. Hrsg.: Association Rhône-Alpes des Amis de Saint-Jacques.
Erscheint jährlich aktualisiert. Bezugsquelle (u.a.): Dominique Montvenoux, 7
rue Bernard Vallot, F-69500 Bron.
----
Nachtrag 3.07: Die Uni Paderborn hat eine Liste mit den spanischen Refugios und
guten Informationen aufgelegt.
---
Karten
Für die Schweiz gibt es hervorragende Wanderkarten in allen Massstäben vom
schweizerischen Bundesamt für Landestopographie.
Allerdings sind alle Wanderwege (nicht nur der Jakobsweg) so dicht und gut
markiert, dass Karten in der Schweiz eigentlich nicht notwendig sind. Der
Reiseführer reicht völlig aus.
In Frankreich sind die Karten "Carte de Promenade" im Massstab
1:100.000 vom Institut Géographique National, IGN
ausreichend. Für meinen Weg (Via Gebennensis und Via Podiensis waren folgende
Karten nützlich: #45, #51, #50, #58, #57, #63 und #69, in dieser Reihenfolge.
Die Karten sind auch unterwegs erhältlich. Wobei auch in Frankreich gilt, dass
der Weg durchgehend recht gut markiert ist.
Für Spanien sind die Wegmarkierungen in Verbindung mit einem der oben
beschriebenen Reiseführer ausreichend. In der Touristeninformation von
Roncesvalles und Pamplona erhält man einen guten "Übersichtsplan des
Jakobswegs", verlegt von der Regierung von Navarra. Viele Informationen
mit Streckenverlauf.
Ausrüstung und Tipps
Im folgenden möchte ich meine Ausrüstung beschreiben, die sich insgesamt als
gut erwiesen hat.
Kleidung
Nach dem "Zwiebelprinzip" habe ich mehrere Schichten, die ich je nach
Witterung anpassen kann. Ich gebe auch die Anzahl der Teile an, die ich dabei
hatte.
Schicht 1
- 2 atmungsaktive Unterhemden (T-Shirts).
Jeden Abend das getragene Teil waschen, trocknet über Nacht oder notfalls
über den nächsten Tag am Rucksack.
- 2 atmungsaktive Unterhosen. Ebenfalls jeden
Abend das getragene Teil waschen.
- 2 Paar Strümpfe. Jeden Abend das getragene
Paar waschen.
- 1 Paar Wanderstiefel. Je nach Vorliebe mit
oder ohne atmungsaktiver Schicht. Ich hatte eine Gore-Schicht im Stiefel,
die war bei einem Schuh nach 1500 km allerdings verschlissen.
- 1 Hut als Wetter- und Sonnenschutz. Der Hut
hat sich als ideal erwiesen, er schützt die (Sonnen-)Brille vor Tropfen
und das Genick vor Wasser und Schnee.
Schicht 2
- 1 atmungsaktives langes Unterhemd
(Longsleeve) mit Rollkragen und kleinem Reissverschluss zum Anpassen. Nach Bedarf waschen.
- 1 atmungsaktive lange Unterhose. Nach Bedarf
waschen.
Schicht 3
- 1 Pullover (mit durchgehendem
Reissverschluss wie Jacke) mit Napoleontasche und Ärmeln mit Daumenlöchern
zum Bedecken von offenen Stellen an den Handgelenken. Habe die Jacke von
Mammut und bin sehr zufrieden damit (Modell "Acconcagua Pull").
Die Tasche auf Brusthöhe (Napolentasche) ist ideal, kann auch beim Tragen
eines Rucksackes befüllt werden. Nach Bedarf waschen,
trocknet schnell.
- 1 Hose. Habe sehr gute Erfahrungen mit der
Trekkinghose von Fjällräven (Modell "Barents Trousers") gemacht.
Verstärkte Knie- und Gesässregion, gewachst, viele sinnvolle Taschen
(innen auch eine Geldtasche), äusserst robust und trocknet schnell. Habe
die Hose nicht gewaschen, reinigt sich von selbst durch die Bewegung.
Nimmt durch den ständigen Wechsel der Unterwäsche auch keinen Geruch an.
Schicht 4
- 1 atmungsaktive Jacke. War zufrieden mit der
Windstopperjacke von Jack Wolfskin (Modell "Blizzard").
Napoleontasche und grosse Reissverschlüsse unter den Armen. Führt Schweiss
wesentlich besser ab als eine Gore-Tex Regen-/Trekkingjacke, hatte
ich im Vorfeld ausgiebig getestet. Zusammen mit den Schichten darunter
völlig ausreichend bei Kälte, aber auch geeignet bei wärmeren
Temperaturen. Hält Regen gut ab, ausser bei Dauerregen über Stunden oder
sehr starken Güssen. Wird durch den Fleeceanteil allerdings schwer, wenn
sie völlig durchnässt ist. Habe das aber gerne in Kauf genommen und würde
sie wieder tragen. Wegen der verstärkten
Schulternparie keinerlei Abnutzungserscheinungen durch den Rucksack.
Extras
Die Teile der Extraschicht habe ich je nach Bedarf getragen, während ich die
Schichten oben eigentlich bis auf wenige Ausnahmen durchgehend von Januar bis
in den milden April getragen habe.
- 1 Stirnband. Sehr wichtiges Utensil bei Wind
und Kälte, habe es unter dem Hut getragen. Schützt die Ohren (die trotzdem
bei mir und vielen anderen recht gelitten haben und dauernd verkrustet
waren)
- 1 Paar Handschuhe. Sie sind ebenfalls
wichtig, und waren der Schwachpunkt meiner Ausrüstung. Ich hatte reine
Fleecehandschuhe dabei. Würde nun Fleecehandschuhe mit Windstopper
mitnehmen. Beim Laufen in Regen werden die Handschuhe schnell nass und die
Hände kühlen aus.
- 1 atmungsaktive Regenjacke. Hatte eine
einfache Regenjacke dabei ohne Extras. Habe die Jacke nur ungern getragen
und nur bei starkem Regen. Der Schweiss kann trotz Atmungsschicht nicht
genügend entweichen. Vorteil ist, dass sie leicht bleibt und sich nicht
vollsaugt bei Nässe. Ich ziehe eine Regenjacke und -hose auf jeden Fall
den Ponchos vor, die ich als völlig untauglich erachte. Sie sind ungehörig
laut, wenn sie im Wind flattern. Ausserdem werden die Beine nass und
ausgekühlt unter dem Poncho. Der Regen kommt meist nicht gerade von oben
sondern von der Seite, besonders auf den langen spanischen
Hochlage-Etappen.
- 1 atmungsaktive Regenhose. Die Regenhose war
sinnvoll bei starkem Dauerregen, da sie die Kniee und Beine dann
einigermassen warmhält. Trotzdem habe ich sie wegen ungenügender
Ventilation nur ungern getragen, wie die Regenjacke.
- 1 Paar Gamaschen. Sinnvoll bei tiefem und
nassem Schnee oder Schlamm, habe sie jedoch nicht oft benötigt, da die
Hose lang geschnitten ist und den oberen Teil der Schuhe schützt.
- 1 Fleece-Jacke. Dünne Fleecejacke für abends
oder als letzte Eskalation bei extremer Kälte. Bei Kälte habe ich sie nicht
benötigt, für abends war sie angenehm, da ich die anderen Schichten fast
immer tagsüber getragen habe und sie abends gewaschen habe. Die
Fleece-Jacke hat mich dann mit dem frischen Unterhemd warmgehalten.
- 1 Fleece-Hose. Dünne Fleecehose für abends
oder bei extremer Kälte. Bei Kälte habe ich sie ebenfalls nicht benötigt,
für abends war sie angenehm, da ich die lange Unterhose regelmässig abends
gewaschen habe.
- 1 Fleece-Schal (Halskrause), ähnlich gebaut
wie das Stirnband. Hat sich bewährt bei kaltem Sturmwetter, damit konnte
ich das Gesicht von unten her bis unter die Augen bedecken. Dieser Schal
ist oben in meiner Grafik nicht eingezeichnet. Zusammen mit dem Stirnband,
den Handschuhen und den langen Ärmeln mit Daumenschlaufe des Mammut-Pulli
konnte ich somit alle normalerweise offenen Körperstellen bedecken, was
öfter als einmal nötig war.
Weitere Ausrüstung
- 1 Rucksack. Habe stabilen 40 l Rucksack mit
integrierter Regenhülle. In den letzten Jahren wurden sehr gute neue
Rucksacksysteme entwickelt. Die Iso-Matte konnte ich aussen hochkant
plattgedrückt am Rucksack befestigen, ansonsten war alles im Rucksack
verpackt. Besonders bei starkem Seitenwind bietet man
ansonsten viel Angriffsfläche.
- 1 Schlafsack. Habe einen Daunenschlafsack
wegen dem geringen Gewicht. Die Wahl zwischen Daunen und Kunstfaser ist
wohl eine Frage der Investition und Philosophie. Im Sommer ist sicher eine
Decke oder dünner Schlafsack ausreichend. Im Winter
ist ein warmer Schlafsack obligatorisch.
- 1 Isolierungs Matte. Habe eine 3mm alubeschichtete
Iso-Matte. Nun würde ich eine normale Iso-Matte bevorzugen, da sie besser
isoliert. Keine aufblasbare Matte wegem dem grösseren Gewicht. Die Matte
kann man auch tagsüber bei einer Rast gut verwenden.
- 1 Sonnenbrille.
- 1 Kompass, leichtes Modell ohne Spiegel, wie
ihn die Orientierungsläufer verwenden.
- 1 Multifunktionsmesser. Mein Schweizer
Taschenmesser hat sich bewährt.
- 1 Taschenlampe. Die LED-Stirnlampen sind
ideal, da sie leicht, sparsam und leuchtstark sind.
- 1 kleine Trillerpfeife. Eine Trillerpfeife
ist ein gutes Signalgerät für Notfälle, da sie weithin hörbar ist. Beim
Pyrenäen-Übergang war sie tatsächlich hilfreich, doch dazu mehr in der
Etappenbeschreibung :)
- 2 Paar Reflektorbänder für Unterarme und
Beine. Sind klein und wiegen fast nichts, bieten aber Sicherheit in der
Dämmerung und Dunkelheit.
- 1 Kamera. Habe Digitalcamera Canon IXUS 400.
Entprechendes Ladegerät mitnehmen und eventuell USB Kabel. Kabel ist nicht
zwingend nötig, man braucht es u.U., wenn man in Internetcafes Bilder
auslesen möchte. Man kann sich inzwischen bei vielen Fotogeschäften für
rund 5 EUR direkt von der Memorykarte die Bilder auf eine CD oder DVD
brennen lassen und die Memorykarte danach formatieren und wiederverwenden.
- 1 Mobiltelefon mit Ladegerät bei Bedarf.
Ansonsten im jeweiligen Land Telefonkarten kaufen.
- 1 Trinkflasche, kann auch Plastikflasche
sein (von Cola, Fanta etc.), die sind leicht und unbrechbar.
- 1 Fleecehandtuch. Tipp: 30x30cm Tuch von
Aldi reicht aus und kostet nur rund 2 EUR, firmiert als Reinigungstuch.
- 1 Paar Badeschlappen, leichte Flippers haben
sich bewährt, da sie kaum Platz benötigen.
- 1 Waschset mit Zahnbürste, Zahnpasta,
Duschgel, Hautcreme und Sonnencreme. Kleinstmengen verwenden! Die meisten
Duschgels können auch als Shampoo verwendet werden. Hatte kein
Rasierutensilien dabei. In Frankreich war ich froh um den Wetterschutz
durch den Bart, in Spanien gibt es günstige Barbiere.
- 1 Reiseapotheke mit Schmerztabletten,
Grippekiller, Hirschtalgcreme, Pflaster, Tape zum Abkleben und Nadel zum
Öffnen von Blasen. Ansprüche und Bedarf werden individuel wohl recht
unterschiedlich sein. Auch hier unbedingt Kleinstmengen verwenden.
- 1 Reisewaschmittel, kleine Tube oder etwas
Waschpulver. Habe anfangs mit vorhandener Seife, Spülmittel oder meinem
Duschgel gewaschen, mich dann aber zu einem Reisewaschmittel entschlossen.
Diesen Luxus hatte ich mir noch nie zuvor gegönnt auf einer Tour.
Waschmittel macht aber durchaus einen Unterschied bei der
Geruchskomponente. Ausserdem reinigt es besser bei der täglichen Handwäsche.
- 1 Paar Ohrstöpsel. Manche PilgerInnen
entwickeln enorme Schnarchpegel, andere fühlen sich verpflichtet zu
unchristlichen Zeiten loszulaufen. Natürlich macht das in ihrem Empfinden
nur Sinn, wenn alle anderen das mitbekommen.
- 1 Feuerzeug, ein Kleines von Bic oder
ähnliches. Für den Fall, dass man gerne mal eine Kerze anzündet. Die ausliegenden Streichhölzer in den Kirchen sind oft feucht.
- Reiseführer und Karte. Nachhause senden oder
zurücklassen, wenn sie nicht mehr benötigt werden.
Gewicht
Dies ist der kritische Faktor, der über relativ
entspanntes Laufen oder Plackerei entscheidet. Die Faustregel ist: Tragegewicht
unter 15% des Körpergewichts!
Es kommt neben dem Startgewicht unterwegs 2-3 kg Gewicht hinzu durch den
Wasser- und Nahrungsvorrat.
Mein Rucksack war gepackt 8 kg schwer, nach Lebenmittel- und Wasseraufnahme
10-11 kg. Ich hatte in der Folge auch keine Probleme, obwohl der Rücken sonst
mein Schwachpunkt ist.
Ich habe einige Pilger getroffen mit bis zu 20 kg Rucksackgewicht, auch
zierliche Damen waren darunter. Solch ein Gewicht ist auf Dauer nicht zu
handhaben. Neben dem Druck auf Nacken, Schultern und dem Rücken werden
selbstverständlich auch die Hüfte, Beine, Knie und vor allem Füsse extrem
belastet.
Ratschläge
- Keine Baumwollbekleidung verwenden. Baumwolle wird schwer, wenn sie nass ist.
Sie trocknet schlecht und wärmt vor allem nicht wenn sie feucht ist.
- Unterwegs ist alles zu kaufen. Vor allem bei Pflegemitteln und der Apotheke
nur Kleinstmengen mitnehmen. Kleine Behälter können unterwegs nachgefüllt oder
nachgekauft werden.
- Qualitativ hochstehende Ausrüstung verwenden. Ist zwar teuerer, dafür oft
robuster und leichter. Besonders im Winter oder Hochsommer kann schlechte oder
mangelhafte Ausrüstung gesundheitsbedrohend oder gar lebensgefährlich sein.
Sechs Gedenkstätten für unterwegs verstorbene Pilger (nur ab 1990!) an der
Strecke sollten eine Mahnung sein.
Vademekum Santiago - Spirituelle Hinweise
Der Autor Gonzalo Torrente Ballester (1910-1999) hat in seinem Buch Santiago de Compostela - Ein Pilgerlesebuch. Band 3 des Traller de Traduccion Literaria, Verlag Ludwig, Kiel 2007, Hinweise zum intensiven Besuch von Santiago de Compostela und seiner Heiligtümer gegeben.
Diese Hinweise werde ich im folgenden zitieren, mit Dank an den Verlag zur Zustimmung!
"Sechs spirituelle Hinweise
Beachte bei deinem Rundgang durch Compostela die folgenden Hinweise, für ein lauteres Gemüt und als Ratschlag, der auf jahrhundertelanger Erfahrung beruht:
Erster Hinweis - Nachdem du dein Gepäck im Schrank verstaut und den Staub der Reise abgeschüttelt hast, verabschiede dich von jeglicher Eile. Die Wahrnehmung der Zeit ist hier eine andere. Denn die Minuten nehmen am diesem Ort unvermutete Dimensionen an, dein Herzschlag wird zum neuen Zeitmaß.
Es wird dir nicht schwerfallen, die Ewigkeit zu spüren, nicht nur in den Steinen, den Formen und den Sternen, sondern in dir selbst. Wenn es dir gelingt, dich mit den Augen der Seele zu betrachten, wirst du merken, dass auch du unsterblich bist.
Zweiter Hinweis - Wenn der Mensch seine eigene Unsterblichkeit erkennt, so sieht er sich Gott gegenüber. Du wirst ihm spätestens in Compostela begegnen, sei es außen oder in deinem Inneren, denn er ist überall. (Wenn du nicht an Gott glaubst, dann tu zumindest so.)
Der Herr offenbart sich in einem Flügelschlag betender Engel, die ihr Antlitz vor der Majestät Gottes verbergen. Lass diese Rauschen nicht verloren gehen. Bleib achtsam. Dann ist es dir vielleicht vergönnt, die Worte des Trisagions zu hören - jenen Hymnus zum Lob der göttlichen Trinität, den man nur in Compostela und an wenig anderen Orten vernimmt.
Dritter Hinweis - Möge deine Glaubensrichtung nicht das Schöngeistige sein. Einzig der in Stein gehauenen Kunstwerke wegen nach Compostela zu pilgern, ist Zeitverschwendung, eine Vergeudung von Ewigkeit gleichsam.
Denn offenbart sich uns Gott, damit der Mensch dies auf einen Vers, auf ein paar Takte Musik zusammenstreicht?
Suche im Dunkel deines Selbst jene hellleuchtende Stelle, die Gott mit seiner Hand berührt hat. Daselbst wirst du deinen Glauben finden. Lebe und bewahre ihn, oder nimm den nächsten Zug und geh.
Vierter Hinweis - Wenn dein ganzes Sein so gebebt haben wird wie das Gezweig der Bäume vor einem heftigen Sturm, wirst du begreifen, dass sich dein Blick auf die Dinge gewandelt hat, und du wirst verstehen, dass auch die Kunstwerke Gebete sind. Dann wirst du beten wollen, und du wirst diesen Wunsch nicht im Zaum halten, sondern ihm die Pforten seiner Seele öffnen. Es ist der Hauch Gottes, der Psalmen moduliert, wenn er über die steinigen Pfade des Geistes weht.
Fünfter Hinweis - Sei nicht überheblich: Strebe nicht danach, dass dein Gebet aus frischen Worten und noch nie vernommener Musik bestehe. Wenn Kunst oder Gebet originell sein wollen, ist Überspanntheit das Resultat.
Vermeide das Ich, außer in deinen Reuegebeten, und wiederhole inbrünstig das Wir, welches die Gebetsform der Kirche ist. Bete die Psalmen und die Gebete der Litanei in der gebräuchlichen Weise. Und wenn du singst, dann bitte schön die alten Lieder. Komm ja nicht auf den Gedanken, etwas anderes als den gregorianischen Psalmengesang anzustimmen, denn das endet beim Tango.
Sechster und letzter Hinweis - Den Weg, den du gehen wirst gingen vor dir bereits Tausende und Abertausende. Sie erduldeten Mühsal zur Buße und feierten am Ende freudig die Vergebung ihrer Sünden.
Entsinne dich darum, dass in Compostela Wasser fließen, die den Geist reinigen. Und solltest du ebendiese gottgefällige Reinheit für dich erlangen, wirst du keine Zeit verschwendet haben, selbst wenn dich Compostelas andere Reichtümer nicht weiter beeindrucken sollten. Und vielleicht wirst du gar das Geheimnis dieser Stadt ergründet haben, das allen heiligen Stätten gemein ist, hier jedoch offenbarer wird als andernorts: die Gegenwart Gottes."
© Copyright 2007-11 by Andie Kanne
|